Seuchen und Handel. Epidemie e commercio.

„Pest und Cholera“, die Geißeln der Menschheit seit hunderten von Jahren – Philatelisten beschäftigen sich schon lange mit diesem Thema. Die wesentlichen Fragen einer solchen thematischen Sammlung waren stets: welche Spuren haben diese Seuchen auf postalischen Dokumenten hinterlassen, welche Maßnahmen wurden zur Bekämpfung unternommen?

„Seuchen und Handel“ war der Titel einer Ausstellung in der Handelskammer Bozen. Die vom November 2022 bis September 2023 stattfand. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle den Ausstellungskatalog vorstellen. 

In sieben größeren Kapiteln wird nicht nur auf „Post und Epidemien“ eingegangen, andere Überschriften wie z.B. „Reisen und Gesundheit der Reisenden“ oder „Wege des Fernhandels und der Seuchen“ machen schon deutlich, dass hier der Bogen weiter gespannt wird als in den Handbüchern von K.F. Meyer „Desinfected Mail“ aus dem Jahre 1962 oder von  C.Ravasini „Documenti Sanitari“ aus dem Jahre 1958 – beides immer noch die Standardwerke zum Thema, die sich aber auf eine katalogmäßige Erfassung der Stempel und Behandlungsmethoden beschränken.

Insofern ist dieser Ausstellungskatalog aus Bozen eine hervorragende Ergänzung. Eine hochwertige Ausstattung und überaus zahlreiche farbige Abbildung auf Kunstdruckpapier bereiten Lesevergnügen auf 144 Seiten. Die Texte sind in deutscher und italienischer Sprache verfasst. Mehrere Autoren, Koordination Dr. Elisabetta Carnielli.

Wir freuen uns, dass wir den Bestand der Philatelistischen Bibliothek Hamburg um diesen Titel bereichern konnten.

Besprechung: Hans-Joachim Schwanke

Seuchen und Handel. Epidemie e commercio. 2022. 151 S., farbige Abbildungen, Text auf deutsch und italienisch.

Spezialkatalog der Republik China (1912-1949)

Anläßlich der Briefmarkenmesse in Ulm wurde der neueste Katalog zur Republik China 1912-1949 vorgestellt.

Diese 2-bändige Werk ist eine 6., überarbeitet Ausgabe, die von Ludwig Beyer als Verfasser zusammengestellt wurde. Der umfangreiche Inhalt ist beeindruckend. Im 1.Band geht es um die regulären Ausgaben der Republik China, Steuer-Aufdrucke, Frei-Luftpost und Gedenkmarken. Lokale Provisorien sind erfaßt, Besonderheiten bei Aufdrucken oftmals separat abgebildet. Im 2.Band geht es um Markenheftchen, Militärpost, Paket-und Portomarken, Expressbriefmarken, Ausgaben der Provinzen und diverse Spezialausgaben. Beide Bände enthalten eine Vergleichsliste der Briefmarken mit den Katalognummern verschiedener Chinakataloge (Michel, Stanley Gibbons,Chan u.a.), so dass sich die Sammler gut orientieren können. Für den Chinasammler ist dieses Werk ein willkommendes Nachschlagewerk. Der umfassende Katalog mit 998 Seiten(!) enthält ausschließlich farbige Abbildungen, alle Beschreibungen enthalten auch Bewertungen. Besonderheiten heben sich durch einen anderen Schriftton im Text hervor.

Die Bibliothek freut sich, dass sie dieses Werk aktuell in den Bestand übernehmen konnte.

Spezialkatalog der Republik China. Hrsg. v. d. Forschungsgemeinschaft China -Philatelie e.V. Verfasser Ludwig Beyer. 2023. Bd 1 u 2, zus. 998 Seiten mit farbigen Abbildungen und Bewertungen, fest gebunden.

Französische Schiffspost

Ein Beitrag von Rainer von Scharpen

Im 19. Jahrhundert ist die Elite des russischen Zarenreichs fasziniert von Frankreich, es herrscht eine regelrechte Frankophilie. Französische Luxusprodukte sind allenthalben gefragt. Geschäftstüchtige Franzosen verlassen ihre Heimat und versuchen ihr Glück in Russland, das bei der angestrebten Modernisierung gern von ihrem Wissen und Know-how profitiert. In den 1830er Jahren hält die Dampfschifffahrt Einzug auf den Weltmeeren und gibt der Schnelligkeit und Regelmäßigkeit des Handelsaustauschs einen bis dahin nicht bekannten Aufschwung.

Philippe Albrecht, ein Reeder aus Le Havre, der mit seinen Dampfschiffen im Verkehr nach Hamburg und Amsterdam Erfahrung gesammelt hat, wagt im Sommer 1838 das Abenteuer und schickt zwei Dampfer mit Passagieren, Handelswaren und Korrespondenzen von Le Havre nach St. Petersburg. Er ist allerdings nicht der einzige, konkurriert er doch mit weiteren Linien, die von London und Hull, Lübeck, Stettin und Stockholm aus ebenfalls die Ostsee befahren. Nach drei Jahren erfolgversprechender Versuchsfahrten und der Erteilung eines Privilegs Seiner Majestät des russischen Zaren für den Betrieb der Schifffahrtslinie gründet er Ende 1840 mit zahlreichen Aktionären die Gesellschaft Europa. Zwischen Mai und Oktober befahren von da an seine Dampfer Amsterdam und Tage die eisfreie Ostsee zweimal monatlich in beiden Richtungen. Dann wird Dünkirchen 1842-1843 zum ernsthaften Rivalen. Als die Stadt 1849 Eisenbahnanschluss erhält, verlegt Albrecht den Firmensitz von Le Havre dorthin.

Robert Abensur, seit 2002 Präsident der Académie de Philatélie, wertet digitalisierte Zeitungen des 19. Jahrhunderts sowie Quellenmaterial in den Archiven des Départements Seine-Maritime und des Außenministeriums aus, um die allgemeine Entwicklung der Dampfschifffahrt und in Sonderheit die Geschichte der Linie Europa nachzuzeichnen. Diese musste ihren Liniendienst Ende 1852 infolge unüberwindbarer wirtschaftlicher Probleme einstellen. 

Das zweisprachige Heft wird bereichert durch zeitgenössische Presseausschnitte und Anzeigen, Fahrpläne und zahlreiche Belege. Sie machen es möglich, die geltenden Tarife der französischen, russischen und auch dänischen Schiffspost zu erstellen, da die Dampfer auf ihren Fahrten regelmäßig den Hafen von Kopenhagen anliefen. Sie sind im Anhang tabellarisch zusammengefasst. Dieser enthält des Weiteren als Faksimile den Auszug aus dem Gesetzblatt zur Schaffung der Gesellschaft L’Europe und den Bericht von Kapitän Doullé über die erste und die letzte Fahrt der Amsterdam im Jahr 1852.

Die bestens recherchierte Arbeit ist ein weiterer wertvoller Mosaikstein, der die seit vielen Jahren von der französischen Akademie für Philatelie herausgegeben postgeschichtlichen Publikationen sinnvoll ergänzt. 

Robert Abensur. Poste maritime française. La société L’EUROPE, Le Havre–St. Pétersbourg 1840–1852. French Maritime Post. The Europe Company. Le Havre–St. Petersburg 1840–1852. [Französische Schiffspost. Die Schifffahrtsgesellschaft Europa, Le Havre–St. Petersburg 1840–1852]44 S., farbige Abb.

North Atlantic Non-Contract Steamship Sailings 1838 -1875

Dies ist der „2. Band“ zu dem 1988 erschienenen Werk „ North Atlantic Mail Sailings 1840 – 1876“ von Hubbard und Winter. Es behandelt die Schiffe und Schiffslinien, die über den Nordatlantik fuhren und nicht an die Regularien der gegenseitigen Postverträge gebunden waren.

Da „offizielle“ Segeldaten oder Fahrpläne nicht vorhanden waren, mußten die Autoren die entsprechenden Daten vorwiegend aus Zeitungsannoncen und alten Unterlagen von Reedereien zusammen tragen. Die zunehmende Digitalisierung erschloß  viele Quellen.Die Autoren, Richard F. Winter und John H. Barwis haben die Daten von 54 Schiffslinien zusammengetragen, die nicht unter „contract“ fuhren. Es war ein harter Wettbewerb, so daß von ursprünglich 54 Linien 1875 nur noch 8 existierten und bis ins 20.Jahrhundert lediglich 6 verblieben.

Der geschichtliche Hintergrund der jeweiligen Schiffslinie wird beschrieben, ergänzt durch zahlreiche Abbildungen und Zeitungsausschnitte. Das Buch ist gut lesbar. Belege werden detailliert beschrieben und ausführliche Register zu Schiffsnamen, Reedereien und Zeittafeln erleichtern dem Sammler, eigene Belege zu bestimmen und einzuordnen.

Richard F. Winter and John H. Barwis. North Atlantic Non-Contract Steamship Sailings 1838 – 1875. 2022. 318 S., mit zahlreichen Abbildungen, auf Kunstdruckpapier, fest gebunden.

Blindensendungen in Deutschland – ihre postalische Behandlung

Der Autor, Franz-Karl Lindner, hat als Blindenlehrer und Leiter einer Schule für Blinde und Sehbehinderte über Jahrzehnte Erfahrungen sammeln können, wie die Kommunkationsmöglichkeiten für Blinde möglich sind. Nach einer grundsätzlichen Einführung, die auch die historische Entwicklung erläutert, kann der Leser verfolgen, wie die Blindenpost über die Jahrzehnte postalisch behandelt wurde.

Bei der Gründung des Weltpostvereins legte man die normale Gebühr zugrunde, später reduziert auf den Drucksachenwert, und ab 1920 eine Sondergebühr, die auch höhere Gewichte abdeckte. 1952 gab es die Empfehlung, die Sendungen portofrei zu befördern, dies wurde aber sehr unterschiedlich umgesetzt, in Deutschland erst ab 1966 eingeführt unter Beibehaltung von gebührenpflichtigen Zusatzleistungen.

Ein interessantes Sammelgebiet und dem Verfasser des Buches ist es gelungen, eine große Bandbreite an Belegen zu finden, von der frühen Zeit bis zur Gegenwart. Dazu gibt es Gebührentabellen, die einem Sammler große Dienste erweisen können. Das Buch wurde im Eigenverlag gedruckt!

Franz-Karl Lindner. Blindensendungen in Deutschland – ihr postalische Behandlung. 2023. 89 S., zahlreiche Abbildungen.  

Handbuch der sächsischen Francomarken

Das „Handbuch der sächsischen Francomarken sowie deren Entwertungen“ ist ein eindrucksvolles Nachschlagewerk von über 1000 Seiten und wurde vom Verfasser,Jürgen Herbst, im Selbstverlag herausgegeben.

Behandelt werden Francomarken, Stempel-und Entwertungsarten, Bearbeitungsvermerke, Verwendungsmöglichkeiten und Taxbestimmungen,Fälschungen und Drucktechniken. Auf etwa 100 Seiten finden sich Bewertungen der Marken, ihrer Entwertungen und Verwendungsformen. Eine von den Sammlern geschätzte Information! Auch die zahlreichen farbigen Abbildungen erfreuen den Leser, ebenso wie die ansprechende Aufmachung des Buches.

Jürgen Herbst. Handbuch der sächsischen Francomarken und deren Entwertungen. 2022. 1097 Seiten, mit farbigen Abbildungen, fest gebunden.

Italian Lake Mail Postage Markings

Die oberitalienischen Seen sind ein beliebtes Urlaubsziel, aber sie bieten auch eine spannende Postgeschichte! In diesem Buch findet der Sammler hilfreiche Informationen. Zu jedem See gibt es eine kurze historische Einführung, gefolgt von der Liste der bekannten Stempel, ihrer  Verwendungszeit und einer Raritätsbewertung in Punkten. Jeder Stempel ist abgebildet.

Der Lago Maggiore, der Comer See, der Gardasee und der See Iseo wurden bearbeitet. Vielleicht macht die Beschäftigung damit auch wieder Lust aufs Reisen!

Grahame Lindsey. Italien Lake Mail Postal Markings. 2004. 98 S., zahlreiche Stempelabbildungen, mit Punktbewertung 

Lokale Portoprovisionen in Bozen und Südtirol

Der Autor, Carlo Ciullo, hat diese Buch schon vor einigen Jahren geschrieben, aber der Informationsgehalt ist weiterhin sehr nützlich. Das Thema : Lokale Portoprovisorien in Bozen und Südtirol am Ende des Ersten Weltkrieges. Eine schwierige Zeit, entsprechend schwierig auch zu dokumentieren. Die Marken sind farbig abgebildet und mit zusätzlichen Informationen über Auflage, Aufdruckarten versehen. Belege aus der Zeit werden ebenfalls dargestellt. Eine interessante Studie, der Text auf deutsch und italienisch.

Carlo Ciullo. I segnatasse provvisori di Bolzano e dell`Alto Adige alla fine della prima guerra mondiale. Lokale Portoprovisorien in Bozen und Südtirol am Ende des Ersten Weltkrieges. 1999. 127 S., mit farbigen Abbildungen.

Sassone 2023

Die 82. Auflage diese Standardwerke ist als fest gebundene Ausgabe nun im Bestand der Bibliothek.

Band 1 umfaßt 1179 Seiten und beginnt mit den „Antichi Stati Italiani“ und behandelt die Folgezeiten einschließlich der Kolonien.  Band 2  widmet sich der „Repubblica Italiana“ auf 598 Seiten, wie gewohnt sind alle Abbildungen in Farbe.

Sassone 2023. 2022. In 2 Bänden, fest gebunden, mit farbigen Abbildungen.

Privatpostkarten-Katalog

Hanspeter Frech hat die bekannten Kataloge zu Privatpostkarten in nunmehr 5.Auflage herausgegeben. Die insgesamt 1248 Seiten mit farbigen Abbildungen bilden den ersten Band, aufgeteilt in 3 Bände. Der gemeinsame Titel lautet:“ Deutsche Reichspost von 1873 bis 1945.“

Die Sammler kennen diese Standardwerk gut und schätzen die farbigen Abbildungen und auch die Bewertung.

Im ersten Band geht um die Kaiserzeit vor den Germania-Ausgaben. Der zweite Band befaßt sich mit den Germania-Wertstempeln und der dritte Band behandelt die Inflation, Weimarer Republik bis zur NS-Zeit.

Hanspeter Frech. Privatpostkarten-Katalog. Bd 1, T. 1-3. 5.Auflage. 2022. zusammen 1248 Seiten, mit farbigen Abbildungen und Bewertungen.