Mail across the oceans

Die folgende Buchbesprechung wurde uns freundlicherweise von Herrn Rainer von Scharpen zur Verfügung gestellt.

Ein Höhepunkt der MonacoPhil 2019 war die Vorstellung der wohl wichtigsten und gewiss gewichtigsten Neuerscheinung zur Ausstellung: ein weiterer Mammutband der „grauen Eminenz“ der Postgeschichte James Van der Linden. 

Im Vorwort kündigt der Autor an: „Alles in allem soll dieses Werk als praktisches Handbuch dienen, das alle verschiedenen Schifffahrtslinien erfasst, mit einer kurzen Beschreibung jeder Linie, einer Karte ihrer Route (was in den meisten Arbeiten fehlt), den Namen der eingesetzten Schiffe (diese sind oft im Brieftext zu finden), und schließlich einem Überblick der speziellen Stempel, die auf den von diesen Linien beförderten Briefen anzutreffen sind.“ Aufgenommen sind alle Linien aus der Zeit der Segelschiffe von ca. 1674 bis 1840 und der anschließenden Ära der Postdampfer bis 1875. 

Der Band gliedert sich nach den großen Ozeanen: Nordatlantik, Südatlantik, Indischer Ozean, Pazifik. Im abschließenden Kapitel geht es um die bisher weitgehend vernachlässigte Schiffpost über zwei oder drei Ozeane. Damit sind vor allem Sendungen durch den Suezkanal und über Panama gemeint. Innerhalb der Kapitel sind die Linien jeweils nach Nationen chronologisch geordnet: zunächst Segelschiffe, dann Dampfer. Auf diese Weise fällt es leichter, einen bestimmten Beleg der richtigen Gesellschaft zuzuordnen. 

Die Fülle an Informationen ist schier erdrückend. Die Fakten begleiten unzählige Abbildungen von Schiffen, zeitgenössischen Stichen, Faksimiles von Konventionen, Fahrplänen und Zeitungsanzeigen. Ergänzend kommen sog. broadsheets hinzu, d.h. als Wandanschläge verwendete großformatige Flugblätter mit Ankündigungen, Verlautbarungen und Vorschriften. Die Namen der Schiffe sind in Tabellen erfasst unter Angabe der Daten für die erste und letzte Überfahrt. Nicht gegeizt wurde mit Belegen, die aus vielen prominenten Sammlungen stammen. Jeder einzelne wird detailliert analysiert in Bezug auf die Gebührenberechnung und den Laufweg einschließlich möglicher Auswechselungshäfen. Wenn der Seeweg einmal von der Anweisung des Absenders auf dem Umschlag abweicht, so werden die Gründe erläutert und die tatsächliche Route aufgezeigt. Besondere Beachtung finden in den Beschreibungen die spezifischen Stempel und Vermerke. Kurz: Diese Dokumentation sucht ihresgleichen!

Van der Linden betont, sein Werk verfolge die Absicht, vorliegende Studien nicht zu kopieren, sondern zu ergänzen. Deshalb verweist er bei den Angaben über die Schiffsgesellschaften und Seerouten konsequent auf frühere vertiefende Arbeiten. Das Quellenverzeichnis von vollen zehn Seiten spricht für sich! Mit dieser Enzyklopädie hat der Postgeschichtler für die kommenden Jahre das maßgebliche Standardwerk zur internationalen Schiffpost bis zur Einführung der Motorschifffahrt.

Van der Linden, James, in cooperation with Jozef Bernard Lux and Paul Wijnants,.Mail across the Oceans. From the beginning to 1875. – La correspondance à travers les océans. Des origines jusqu’à 1875. 2019. Zweisprachige Ausgabe, jeder Teil 296 Seiten, farbige Abbildungen, festgebunden.